Währungsschwankungen absichern: Währungs-Hedging

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Die geopolitische Lage hat die Währungen Zentral- und Osteuropas auf eine Berg- und Talfahrt geschickt. Viele Unternehmen stehen vor der Herausforderung, ihre Sicherungsstrategien zu überdenken.
Patrick Haak, Leiter CTS Nord/West/Ost, UniCredit

3 Fragen an Patrick Haak, Leiter CTS Nord/West/Ost bei der UniCredit Bank GmbH

Herr Haak, wie schätzen Sie die aktuelle Situation bei den Währungen ein?

  • Derzeit sind die Devisenmärkte vor allem ein Spiegel der globalen Unsicherheiten. Kaufkraftparitäten und andere theoretische Ansätze spielen eine immer geringere Rolle. Devisenkurse reagieren heute oft auf Ad-hoc-News wie z. B. Aussagen zu Zentralbankausrichtungen, der globalen Wirtschaftspolitik oder weltweiten Krisen. Immer häufiger reichen einzelne Aussagen aus, um massive Verschiebungen auszulösen.
  • Prognosen werden daher immer schwieriger. Auf Basis der aktuellen Makrolage gehen wir derzeit davon aus, dass die Volatilität weiter hoch bleiben wird.

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Unternehmen benötigen Planungssicherheit

Unternehmen, die einen Teil ihres Zahlungsverkehrs in osteuropäischen Währungen abwickeln, benötigen Planungssicherheit und Stabilität. Nur so können sie in Zentral- und Osteuropa erfolgreich agieren. Länder wie Polen, Ungarn oder die Tschechische Republik sind in den vergangenen 20 Jahren zu wichtigen Partnern der deutschen Wirtschaft herangewachsen. Insbesondere das verarbeitende Gewerbe betreibt dort zahlreiche Produktionsstandorte. Entsprechend groß ist die Unsicherheit, wie es nun weitergeht.

Beispielsweise unterhält die Automobilindustrie in den besagten Ländern viele Zuliefer- und Endmontagewerke. Die anfallenden Kosten, zum Beispiel Löhne, begleichen die Unternehmen dabei in lokaler Währung, die Erlöse - aus den Auto- und Teileverkäufen selbst – werden dagegen zumeist in anderen Währungen wie z.B. dem Euro erzielt. „Die Wechselkurse beeinflussen unmittelbar die Gewinnmargen der Industrie. Und je höher die Schwankungsintensität der Wechselkurse in den zentral- und osteuropäischen Ländern ist, desto ungewisser ist auch die Ertragskalkulation. Solche Unsicherheiten durch externe Faktoren wollen die Unternehmen natürlich möglichst vermeiden“, erklärt Johannes Kannwischer.

Währungs-Hedging: 3 Schritte für mehr Planbarkeit

Die meisten Unternehmen sind sich dieser Risiken bewusst. Um ihre Abhängigkeit von den Währungsmärkten zu verringern, haben sie schon in der Vergangenheit Absicherungsgeschäfte getätigt und beispielsweise mit Termingeschäften oder Futures dafür gesorgt, dass ihnen kurz- und mittelfristige Kursschwankungen nichts anhaben können. „Für die meisten Unternehmen ergeben sich die Herausforderungen erst, wenn bestehende Absicherungen auslaufen bzw. nachfolgende Absicherungen getätigt werden müssen. Spätestens dann muss man sich aktiv mit den neuen Marktgegebenheiten auseinandersetzen“, sagt Kannwischer weiter.

Terminkurse im Vergleich

In drei Schritten zur richtigen Währungsabsicherung

1. Analyse

Analysieren Sie die anstehenden Cashflows ihres Unternehmens über einen Zeitraum von idealerweise drei bis fünf Jahren. Beachten Sie dabei insbesondere die voraussichtliche Kostenentwicklung in den Ländern, in denen für Ihr Unternehmen Währungsrisiken bestehen. Bei der Analyse sollten Sie auch die lokale Inflation berücksichtigen, die sich unter Umständen erheblich von der des Euroraums unterscheidet.

2. Check

Im nächsten Schritt sollten Sie sich ihre bestehenden Sicherungspositionen genauer ansehen. Passt das Portfolio noch zu der derzeitigen Marktentwicklung? Gibt es Instrumente, die demnächst auslaufen und erneuert werden müssen?

3. Aktion

Informieren Sie sich über geeignete Instrumente zur Absicherung ihrer Fremdwährungsrisiken. Dabei müssen verschiedene Parameter wie Art und Höhe des Risikos, die Risikobereitschaft des Unternehmens und die Dauer der gewünschten Absicherung berücksichtigt werden. Die HypoVereinsbank bietet Ihnen Zugang zu einem breiten Spektrum an Sicherungsinstrumenten für jeden Bedarf. Unsere erfahrenen Währungsexperten helfen Ihnen gerne bei der Entwicklung einer maßgeschneiderten Lösung für ihr Unternehmen.

Marktchancen für Produzenten in Osteuropa

Bei der Suche nach der richtigen Absicherungsstrategie ist natürlich entscheidend, auf welcher Seite das Unternehmen beim Handel mit Osteuropa steht.

Für Unternehmen, die vornehmlich in Osteuropa produzieren und Ihre Waren dann in Deutschland oder in der Eurozone verkaufen, fallen zunächst Kosten vor Ort in der jeweiligen Währung an. Sinkt der Wechselkurs der zentral- und osteuropäischen Währungen gegenüber dem Euro, sinken also auch die lokalen Produktionskosten, was ihre Gewinnmargen deutlich erhöhen kann. Darüber hinaus haben sie die Möglichkeit, sich die derzeit attraktiven Bewertungen mit den entsprechenden Finanzinstrumenten auch langfristig zu sichern. „Sofern noch nicht geschehen, ist es für Importeure jetzt sicher sinnvoll, sich Gedanken über langfristige Absicherungen ihrer lokalen Kosten zu machen“, rät Johannes Kannwischer. 

Spezialist Währungsmärkte
„Produzenten, die mit Tochterunternehmen oder Zulieferern aus den betreffenden Ländern zusammenarbeiten, bietet der derzeitige Markt auf der Währungsseite tendenziell mehr Chancen als Risiken.“
Johannes Kannwischer
Head of Corporate Solutions Group FX bei der HypoVereinsbank

Neben dem derzeit niedrigen Wechselkurs im Spotmarkt kommt den Importeuren dabei noch ein zweiter Effekt zugute. Denn aufgrund der gestiegenen Inflationserwartungen insbesondere in Zentral- und Osteuropa ist auch die Terminkurve deutlich steiler geworden. Langfristige Absicherungen zum Kauf lokaler Währungen sind also noch günstiger geworden. „Aus meiner Sicht spricht viel dafür, das aktuelle Kursniveau zu nutzen, um langfristige Währungsabsicherungen abzuschließen und damit eine günstige Kostenbasis auch längerfristig festzuschreiben“, sagt Kannwischer. Beispielsweise sei ein Terminkontrakt für den Kauf polnischer Zloty in drei Jahren Anfang Mai 2022 um zehn Prozent günstiger gewesen als Mitte Februar. Ähnlich sehe es auch in anderen wichtigen Währungen wie Forint, Krone oder dem rumänischen Leu aus.

Exporteure stehen vor schwieriger Entscheidung

Anders sieht es dagegen für Unternehmen aus, die überwiegend Waren in die betreffenden Länder exportieren, wie beispielsweise Konsumgüterhersteller oder Handelsketten. Ihre Waren werden von den Käufer:innen in den lokalen Währungen bezahlt. Fällt diese lokale Währung nun im Wert, müsste man dies eigentlich über Preissteigerungen ausgleichen – sonst sinken die Gewinnspannen. Einfach die Preise zu erhöhen, ist jedoch oft nicht beliebig möglich.

Für Exporteure ist die Situation somit deutlich schwieriger, stecken sie doch derzeit in einem Dilemma. Einerseits ist die Versuchung groß, so wenige neue Sicherungspositionen wie möglich einzugehen und tendenziell Ihre Absicherungszeiträume zu verkürzen, um die hohen Terminaufschläge zu vermeiden. Andererseits werden die bestehenden Währungsabsicherungen zu einem gewissen Zeitpunkt auslaufen. Spätestens dann muss sich das Unternehmen mit den aktuell herrschenden Marktbedingungen auseinandersetzen, was ebenfalls Risiken birgt.

Als Lösung bieten sich hier alternative Absicherungsinstrumente an, die Unternehmen die Möglichkeit geben, sich sowohl gegen deutlich unvorteilhafte Kursbewegungen abzusichern, als auch gleichzeitig an einer möglichen Erholung der CEE Währungen zu partizipieren. Dazu zählen zum Beispiel Währungsoptionen oder strukturierte Absicherungsinstrumente. „Allerdings hat die gestiegene Kursvolatilität der letzten Monate dazu geführt, dass die Nachfrage nach solchen optionalen Sicherungsinstrumenten angezogen hat und sich die Konditionen dementsprechend verteuert haben“, sagt Johannes Kannwischer. Ob ein solches Vorgehen ökonomisch sinnvoll sei, lasse sich daher nur auf Basis einer detaillierten Analyse durch eine:n Expert:in beurteilen. 

Für Unternehmen sind die Absicherungskosten aber meistens nicht das allein ausschlaggebende Kriterium, gibt der erfahrene Experte zu Bedenken. Gerade in unruhigen Zeiten gewinnen oft andere Ziele an Bedeutung. Ganz oben auf der Liste: Planungssicherheit!

Weitere wichtige Informationen neben Währungs-Hedging

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Welche Auswirkungen hat das für unsere Unternehmenskunden?

  • Fakt ist, dass keiner die viel zitierte Glaskugel hat, auch die KI nicht. Tatsache ist auch, dass viele Unternehmen im Rahmen ihres Geschäftsmodells Währungsrisiken ausgesetzt sind. Die Sicherheit der Kalkulationen ist daher von elementarer Bedeutung. Die derzeitige Volatilität bzw. Unsicherheit an den Märkten reduziert die Kalkulationssicherheit aber erheblich, was die Absicherung der Risiken noch essenzieller macht.
  • Um Währungsrisiken professionell und auf das Geschäftsmodell ausgerichtet zu managen, benötigen Unternehmen neben dem Setup im Bereich Finanzen/Treasury eine Bank, die mit Knowhow und entsprechender Technik unterstützt.

Was können Unternehmenskunden konkret tun, um Währungsrisiken abzusichern bzw. zu reduzieren?

  • Ziemlich viel! Angefangen von einer klaren Planung der Märkte für Einkauf/Verkauf, der damit verbundenen Cashflows inkl. möglicher Netting-Effekte bis hin zum Kalkulationskurs für den Unternehmenserfolg. Vor allem Corona hat uns gezeigt, dass man Szenarien, wie z. B. den Ausfall von Lieferant:innen, verzögerte Lieferungen, fehlenden Absatz, etc., regelmäßig durchspielen sollte.
  • Um damit verbundene Risiken zu sichern, braucht ein Unternehmen Guidelines für die Verantwortlichen, die sich in einer Hedging Policy widerspiegeln. Einfache Grundregeln für Sicherungsquoten, Laufzeiten und mögliche Instrumente reichen dafür oft schon aus. Gerne unterstützen wir unsere Unternehmenskunden dabei, eine Hedging Policy zu entwickeln. Dies hilft nicht nur dem Unternehmer, es schützt auch die Verantwortlichen im Bereich Finanzen/Treasury.
  • Aufgrund von verschiedenen Unsicherheitsaspekten bei den Geschäftsmodellen muss die Strategie zur Währungssicherung flexibel auf neue Realitäten anpassbar sein. Starre Sicherungsstrukturen sind da eher hinderlich. In 2022 haben wir gesehen, dass viele Unternehmenskunden durch optionale Sicherungen in der Lage waren, auf unerwartete Entwicklungen zu reagieren.
  • Und noch ein Punkt: Der Bereich Finanzen/Treasury wird in Unternehmen oft als notwendiger Kostenfaktor gesehen und daher eher „lean“ aufgestellt. Aufgrund der begrenzten Ressourcen spielt das Thema Digitalisierung im Währungsbereich aber eine enorme Rolle, um Effizienzen sicherzustellen. Wir verstehen uns auch hier als strategischer TreasuryPartner des Mittelstands und entwickeln uns mit den Anforderungen unserer Unternehmenskunden weiter, so z. B. durch unseren UC Hedge, der eine Simulation der Währungspositionen ermöglicht und Excel-Lösungen in vielen Fällen obsolet macht.